Wohin sind eigentlich die Anleitungen verschwunden?

Als Kind war ich regelmäßig in Passau, dort gibt es vieles, was es auf dem Dorf nicht gab. Daher waren diese Besuche (abgesehen vom damit verbunden Kieferorthopädenbesuch) immer etwas besonderes. Ab und zu gab es sogar ein neues Spiel für mich. Auf dem Weg nach Hause habe ich immer die Anleitungen der Spiele gelesen. Es gab für mich nichts schöneres, als die kleinen Büchlein zu lesen um mich dadurch noch mehr auf das neue Spiel zu freuen.

Mit der Zeit gab es aber immer weniger solcher Anleitungen, irgendwann habe ich gar nicht mehr mit welchen gerechnet. Aber wo sind die eigentlich hin?

Mein neulich gekaufter Wasserfilter hatte eine, mein Router auch, warum haben dann meine Videospiele keine Anleitung mehr? Dafür gibt es mehrere Gründe.

Der wohl offensichtlichste Grund wäre, dass es nicht rentabel ist. Die Mehrheit interessiert sich einfach nicht mehr für die kleinen Heftchen. Keiner kauft ein Spiel wegen der Anleitung und keiner kauft sich das Spiel nicht, nur weil keine Anleitung dabei ist. Die Mehrheit der Spieler kauf sowieso digital ein. Warum sollte man also extra Geld dafür ausgeben? Man kann im Internet sowieso alles nachschauen und ein Tutorial hat man eh ins Spiel eingebaut.

Dies wäre auch schon der zweite Punkt. Jedes Spiel begrüßt die Spieler mit einem Tutorial. Hier werden einem die Grundlagen und eventuell auch die Geschichte des Spielwelt näher gebracht. Früher gab es sowas nicht. Als Spiele noch mehr wie ein Mosaikgemälde aussahen, hatten die Entwickler einfach nicht die Ressourcen solch umfangreiche Tutorials zu erschaffen. Damit man auch wusste, wie man sein neu gekauftes Produkt richtig nutzen kann, brauchte man eine richtige Anleitung. Die ersten paar Seiten waren daher immer für die Steuerung reserviert, viele machten sich dann auch die Mühe, weitere interessante Inhalte hinzu zu fügen. Kurzgeschichten, Artwork oder eine Karte der Spielwelt. All dies kann man heute ganz einfach in das Spiel mit einbauen.

Einige haben sogar einen Weg gefunden, mit all dem, was früher fast selbstverständlich dabei war, Geld zu machen. Viele Entwickler/Publisher packen solche Artworks oder Kurzgeschiten nämlich einfach in die Collector’s Edition ihres Spieles. Was früher noch in den kleinen Plastikklemmen der Hüllen war, die jetzt nur noch Produktcodes oder Werbung für einen Season Pass halten, ist heute einfach gegen Aufpreis in einer besonderen Edition der Spiele verfügbar.

Ich persönlich würde mir eine Rückkehr der gedruckten Anleitungen wünschen, auch wenn die vermutlich nicht kommen wird.

2 Gedanken zu “Wohin sind eigentlich die Anleitungen verschwunden?

  1. „Was früher noch in den kleinen Plastikklemmen der Hüllen war.“ Hier merkt man, dass der Schreiber doch noch etwas jünger ist. 🙂 Denn vor den Hüllen mit den Plastikklemmen gab es wunderschöne große Euroboxen mit reichlich Inhalt. Man erinnere sich an den kompletten Roman zu Stonekeep oder die irrsinnig dicken Anleitungen zu Simulationen (oder Civ3). Schade, dass heute mehr auf den Profit geschaut wird. Und noch trauriger, dass die moderne und dynamische junge Spielerschaft durch die blinde Nutzung der digitalen Varianten auch noch zu dieser (und weiterer negativer) Entwicklung beigetragen hat.

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    • Bin in der Tat erst 19 Jahre alt 🙂 . Die tollen Boxen habe ich leider nicht mehr aktiv miterlebt. Mein Bruder hatte die noch und da ich ewig nur auf seinem Nintendo 64/Gameboy Color spielen konnte, habe ich wenigstens noch welche gesehen und in der Hand halten können. Diese Euroboxen haben mir aber persönlich immer besser gefallen, als die meisten modernen Hüllen. Man hat immer besonders viel Wert auf ein schönes Design gelegt, da man Spiele damals hauptsächlich auf Grund des Coverarts gekauft hat. Ohne Internet oder Freunde, die dieses Spiel bereits gekauft haben, hatte man ja sonst keine Einschätzung. Der erste Eindruck war der wichtigste.
      Mir ist jedoch aufgefallen, dass einige Indieentwickler noch solche Boxen verwenden, diese kommen dann auch mit den guten alten Anleitungen. Dies ist für sie aber nur in den seltensten Fällen rentabel.
      Das digitale Spiele die phsysischen Kopien verdrängen finde ich auch sehr schade. Letztens wurde mir das wieder bewusst, als ich Dragon Quest XI kaufen wollte 😦 . Hier kannst du mehr zu meiner Meinung dazu lesen: https://levelup-gaming.com/2018/07/21/digital-oder-physisch/

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